Sanierung unter Denkmalschutz: Centre Heliar

2019

Im Zuge der Sanierung und technischen Instandsetzung wurde aus dem Centre Heliar in Weilerbach, einem Sanatorium vom Beginn des 20. Jahrhunderts, ein neues Zuhause für geflüchtete Menschen.

Die Aufgabe für die Architekturbüros SWAA und Paul Majerus Architecte

Das ehemalige Sanatorium Centre Heliar in Weilerbach wurde 1910 erbaut und sollte nun komplett saniert werden. Seit dem Verkauf an den luxemburgischen Staat im Jahr 2010 dient das Gelände als Unterkunft für Geflüchtete. Das OLAI bringt hier vor allem Familien mit Kindern unter. Obwohl der Komplex als ehemalige Klinik einige Voraussetzungen für diese Umnutzung bot, waren Aufteilung und Ausstattung nicht optimal auf die Bedürfnisse der heterogenen Nutzerstruktur ausgelegt. Ein Zuhause zu schaffen für Menschen, die fast alles hinter sich lassen mussten, betrachten die beteiligten Architekten als vorrangige Herausforderung dieses Projektes.

Neben der energetischen Sanierung sollte auch die Haustechnik erneuert und die Produktionsküche modernisiert werden. Eine weitere Herausforderung für das Sanierungskonzept bestand darin, dass das Sanatorium unter Ensembleschutz steht, im Laufe der Jahrzehnte jedoch mehrfach erweitert und verändert worden war. Nicht zuletzt ist der Dachstuhl mittlerweile Heimat für eine Fledermauspopulation, die geschützt werden soll. Für die Lösung dieser komplexen Aufgabenstellung waren sowohl Pragmatismus als auch Fingerspitzengefühl gefragt.

Lösungen der Architekten von SWAA in Kooperation mit dem Luxemburger Architekten Paul Majerus

Um die Bewohner willkommen zu heißen und die Arbeitsbedingungen für das Personal zu verbessern, gestalten wir die gesamte Ankunftssituation um: Durch getrennte Verkehrsflüsse und eine Optimierung der Zufahrten sowie Ladeflächen für Lieferanten wird schon der Zugang zum Gebäude sicherer und klarer. Mit der Modernisierung des Eingangsbereichs schaffen wir neben Großzügigkeit auch Überblick und Orientierung.

Über die original belassenen Terrazzotreppen werden die Ankommenden in die weiteren Wohnbereiche geleitet. Dort schaffen wir mehr Möglichkeiten für Autonomie und Privatsphäre. Die Wohnräume erhalten individuelle Waschgelegenheiten und in den neuen Bewohnerküchen bereiten die Familien sich ihre Mahlzeiten jetzt selbst zu. Auch die Sanitäreinrichtungen werden dezentralisiert und in den verschiedenen Flügeln und Etagen speziell für kleine Gruppen neu gestaltet. In einigen Zimmern öffnen wir ehemals verschlossene Verbindungstüren, um die Zimmer für größere Familien als gemeinsame Wohneinheit zu erschließen.

An den Fassaden wird so wenig wie möglich eingegriffen, um die Charakteristik des Ensembles zu schützen. Die einfach verglasten Fenster werden komplett durch Doppelverglasung ersetzt, welche die optische Qualität der Vorgänger erhalten. Dabei entfernen wir die Vergitterungen an den Bewohnerzimmern. Die Sicherheit in der Familieneinrichtung erreichen wir jetzt mit Fenstern, die ohne spezielle Schlüssel nur teilweise zum Lüften geöffnet werden können. Betonelemente, die aus statischen Gründen erneuert werden müssen und einer der späteren Gebäudeflügel, der störend aus dem Ensemble heraussticht, werden unaufdringlich an die Bestandsbauten angepasst.

Die alten Steinböden und -treppen erhalten wir fast überall. Wo dies nicht sinnvoll ist – wie beim empfindlichen Solnhofer Steinboden in der alten Kapelle, die nun als Gemeinschaftsraum auch für Kinder dient – setzen wir alltagstauglichere Materialien ein. Insgesamt legen wir bei der gesamten Innengestaltung sehr viel Wert auf eine helle und freundliche Atmosphäre mit wertigen Materialien.

Mit seiner beeindruckenden Fassade stellt das Centre Heliar ein bedeutendes Kulturdenkmal dar, dessen Charakter im Zuge einer sorgfältigen und respektvollen Sanierung gestärkt wurde. So schafft das Gebäude eine besondere Atmosphäre als Aufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen. Es wird ein Zuhause auf Zeit für Menschen unterschiedlichster Kulturen und bietet ihnen Autonomie und Privatsphäre, gleichzeitig aber auch Räume für neue Gemeinschaft.

 

 

  • Partner Paul Majerus Architecte
Auf dem Bild ist der eingezogene Gebäudeflügel zu sehen, der sich gut in den Bestand einfügt
Auf dem Bild ist eines der neuen kleinen Gemeinschaftsbäder zu sehen.
Auf dem Bild ist eine der erhaltenen Terrazotreppen zu sehen.
Auf diesem Bild ist ein Gemeinschaftsraum im sanierten Centre Heliar zu sehen.
Auf diesem Bild ist die alte Kapelle zu sehen, die nun auch als Gemeinschafts- und Mehrzweckraum Gemeinschaft ermöglicht
Zu sehen ist das Verwaltungsbüro im Centre Heliar: Der Holzboden schafft eine freundliche Raumathmosphäre.
Zu sehen ist das Verwaltungsbüro im Centre Heliar: Der Holzboden schafft eine freundliche Raumathmosphäre.
Zu sehen ist der vorsichtig sanierte Dachstuhl, der immer noch ein Zuhause für eine gschützte Fledermauspopulation bietet
Auf dem Bild ist eine Luftaufnahme des Centre Heliar nach der denkmalschutzgerechten Sanierung zu sehen.
Auf dem Bild ist der eingezogene Gebäudeflügel zu sehen, der sich gut in den Bestand einfügt
Auf dem Bild ist eines der neuen kleinen Gemeinschaftsbäder zu sehen.
Auf dem Bild ist eine der erhaltenen Terrazotreppen zu sehen.
Auf diesem Bild ist ein Gemeinschaftsraum im sanierten Centre Heliar zu sehen.
Auf diesem Bild ist die alte Kapelle zu sehen, die nun auch als Gemeinschafts- und Mehrzweckraum Gemeinschaft ermöglicht
Zu sehen ist das Verwaltungsbüro im Centre Heliar: Der Holzboden schafft eine freundliche Raumathmosphäre.
Zu sehen ist das Verwaltungsbüro im Centre Heliar: Der Holzboden schafft eine freundliche Raumathmosphäre.
Zu sehen ist der vorsichtig sanierte Dachstuhl, der immer noch ein Zuhause für eine gschützte Fledermauspopulation bietet
Auf dem Bild ist eine Luftaufnahme des Centre Heliar nach der denkmalschutzgerechten Sanierung zu sehen.
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